Edelkrebs – Das Urvieh aus Bayern

Fischerfreunde Haimhausen e.V. Edelkrebse, Astacus astacus

Edelkrebs (Astacus astacus) im Oberndorfer Weiher

Zur nachhaltigen Unterstützung und Erhalt bedrohter Fischarten wie Nerfling, Rutte, Äsche etc. beteiligt sich unser Verein schon seit längerer Zeit aktiv am Artenhilfsprogramm, das mit großen Summen vom Fischereiverband Oberbayern gefördert und unterstützt wird. Man kann zu Recht behaupten, dass Arten- und Naturschutz bei uns nicht nur auf dem Papier steht, sondern in unserem Verein auch gelebt wird. Nach nun längerer Anlaufzeit bekamen wir vom Fischereiverband Oberbayern die Mitteilung, dass wir die Zuteilung von 500 Stück Edelkrebsen (Astacus astacus) aus dem Zustorfer Weiher bei Erding erhalten werden. Die Verteilung des verfügbaren Besatzes erfolgt nach dem Schneeballsystem. Dies bedeutet: Sollten sich die Edelkrebse im Besatzgewässer erfolgreich vermehren, so sind auch wir verpflichtet einem anderen Verein mit 500 St. Krebsen unter die Arme zu greifen.

Krebse gibt es nun seit mehr als 250 Millionen Jahren auf unserem Planeten. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert war der Europäische Flusskrebs so häufig, dass es gesetzlich verboten war, seinen Dienstboten mehr als dreimal die Woche Gerichte aus Edelkrebsen aufzutischen. Im Jahre 1860 kamen Krebsarten aus Nordamerika nach Europa, die mit einem gefährlichen Erreger infiziert waren. Bei diesem Erreger handelt es sich um eine Pilzerkrankung (Aphanomyces astaci), dessen Auswirkungen besser unter dem Begriff Krebspest bekannt sein dürfte. Für die nordamerikanischen Vertreter besteht selbst kaum Gefahr an dieser Krankheit zu sterben, da sie weitgehend immun dagegen sind. Schon einen Tag nach der Infektion kann man Veränderungen am Verhalten des Tieres feststellen. Der Krebs kratzt sich vermehrt, dann folgen Lähmungserscheinungen, sie erschlaffen zusehends und werfen einzelne Gliedmaßen ab. Innerhalb weniger Tage können damit ganze Krebspopulationen ausgelöscht werden.

Fischerfreunde Haimhausen e.V. Edelkrebse, Astacus astacus

Taucher Zustorfer Weiher

Der Edelkrebs ist der größte unter den heimischen Krebsarten der dämmerungs- und nachtaktiv ist. Er bevorzugt sommerwarme und nährstoffreiche Gewässer, die in den Sommermonaten für ca. 2-3 Monate Temperaturen über 16 °C erreichen müssen, da sonst im Herbst keine Paarung erfolgt. Im Alter von 3 Jahren häutet sich der Krebs nur noch 2-3 Mal pro Jahr, wobei die Kunst darin besteht, unter dem Panzer etwas „Größeres“ heranwachsen zu lassen, als es vorher gewesen ist. Als Allesfresser verwertet er vom Laub, Wasserpflanzen, Totholz bis zu verendeten Tieren einfach alles. Man könnte auch sagen, dass er im Gewässer als Gesundheitspolizist unterwegs ist und damit wichtige Aufgaben zur Reinhaltung der Gewässer erledigt.

Am Samstag den 11.10.2014 war es nun endlich so weit. Der Termin zur Abholung der Edelkrebse stand an und alle Vorbereitungen wie Transportwannen, feuchte Handtücher zum Abdecken etc. waren erledigt. Als ich gegen 19:00h am Parkplatz des Zustorfer Weihers ankam, wimmelte es schon von Leuten, die mit Taucheranzügen und Flossen hin- und herhüpften. Die Edelkrebse vermehren sich in dem etwa 15 Hektar großen Weiher so gut, dass zweimal im Jahr mit jeweils 15 Tauchern 1500 bis 2500 Krebse entnommen werden können.

Gegen 23.00 h kamen meine Mitstreiter, der 1. Vorsitzende Albert Linbrunner mit Frau, der 1. Jugendwart Valentin Bauer sowie mein Sohn und ich am Oberndorfer-Weiher an. Hier durften sogleich alle Edelkrebse in das kühle Nass entfliehen. Den kleinen Urviechern aus Bayern wünsche ich nun alles Gute und hoffe, dass es bald reichlich Nachwuchs gibt.

Euer Günter Stanglmeier.